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Buch-News: „Vergessene Kulturen der Weltgeschichte – 25 verlorene Pfade der Menschheit“

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Samstag, den 9. März 2019


Erfahrungen der Vergangenheit

Von Uta Luise Zimmermann-Krause

Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten. Doch das zu realisieren ist mitunter nicht möglich, wenn die Wege der Kulturen sich im Dunkel der Geschichte verlieren. Nur Sagen oder archäologische Überreste verleihen dem „Versunkenen“ einen matten Schein. Der Autor Harald Haarmann beschäftigt sich in seinem Buch „Vergessene Kulturen der Weltgeschichte – 25 verlorene Pfade der Menschheit“, eine Neuerscheinung im Verlag C.H.Beck,  mit den Spuren von Kulturen und ihren Rätseln, die sie uns bis heute aufgeben. Harald Haarmann gehört zu den weltweit bekanntesten Sprachwissenschaftlern, wurde vielfach ausgezeichnet u.a. mit dem „Prix Logos“ der Association européenne des linguistes, Paris, sowie dem „Premio Jean Monnet“. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Speere als Jagdwaffen vor 320 000 Jahren finden heute noch Bedeutung als Olympia-taugliche Sportgeräte; sucht man die frühesten Tempel der Welt, so führt der Weg nach Ostanatolien; doch auch die Donauzivilisation stellt eine egalitäre Gesellschaft auf hohem zivilisatorischem Niveau dar - vor sechstausend Jahren; von Amazonen-Kriegerinnen erzählen die griechischen Sagen - ihre Gräber entdeckten die Archäologen in der Pontischen Steppe (pontisch: zum Schwarzen Meer gehörig); die Anfänge der Seidenstraße als Handelsroute zwischen China und Zentralasien gehen zurück ins 3. Jahrtausend; das vorkoloniale Afrika kannte Hochkulturen und weitgespannte Handelsnetze; but last not least war das Amazonasbecken bereits vor der Conquista ein dicht besiedelter Urwald - wie Satellitenaufnahmen heute beweisen. Mit ausgeklügelt voranschreitender Technik gelingt den Wissenschaftler zunehmend das Vordringen in die Urzeit der Menschheit sowie die Möglichkeiten zur Interpretation gewonnener wissenschaftlicher Ergebnisse. 

Ein prägnantes Beispiel hierfür ist die Entdeckung der Speere in der Region Schöningen im östlichen Teil Niedersachsens. Archäologen begleiten die Baggerprozesse und entdecken in einer Tiefe von zehn Metern Speere und anderes Arbeitsgeräte, gefertigt von den Frühmenschen, die vor dreihundertzwanzig Jahren hier lebten. Ein wahrhaft sensationeller Fund, der uns die ältesten Jagdwaffen der Welt vor Augen führt. Pollenanalyse machte weitere wichtige Aussagen möglich. Gab es eiszeitliche Migration nach Amerika? Zur Besiedlung konnten einige Phasen nachgewiesen werden: die frühe Phase der Immigration aus Richtung Europa, sowie die späte Phase der Immigration aus Richtung Asien. In einer dritten Migration (ca, 10.000 bis 9.000 vor der Jetztzeit) gelangten die Vorfahren der Aleuten und Eskimo nach Nordamerika. Eine Abbildung „Der Denker“: diese Skulptur wurde aufgedeckt bei archäologischen Grabungen in der rumänischen Nekropole Cernavoda (um 4.800 v. Chr.). Sie erinnert an moderne Kunst und spiegelt die typische Position eines Menschen, der absolut geistig in sich ruht.

Der Aufstieg und Niedergang des Hethiterreichs erfolgte im 2. Jahrtausend v.Chr., lässt im Felsenheiligtum Bilderfries zurück, der die Prozession der zwölf Götter darstellt. Bestimmte Zahlen spielen noch heute im Leben der Religion eine Rolle. Doch in einer Zeit, in der uns die Schattenzeiten unserer eigenen Kulturen bewusst werden, sollten wir uns an die verlorenen Pfade erinnern. Interessenten sei daher das Buch „Vergessene Kulturen der Weltgeschichte – 25 verlorene Pfade der Menschheit“ unbedingt an die Hand empfohlen.          
         
Harald Haarmann
Vergessene Kulturen der Weltgeschichte – 
25 verlorene Pfade der Menschheit,
224 Seiten, 52 Abbildungen und Karten,
C.H.Beck Verlag, 2019,
ISBN: 978-3-406-73410-6
Preis: € 18,00